Beschreibung
Band 6 der Schriftenreihe der Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft widmet sich einem hochaktuellen Thema des Strafverfahrensrechts: der Frage, ob und inwieweit sogenannte Verständigungen – umgangssprachlich auch als „Deals“ bezeichnet – mit dem Grundsatz eines fairen und rechtsstaatlichen Strafverfahrens vereinbar sind. Dabei steht im Zentrum die kritische Auseinandersetzung mit der Praxis, dass Angeklagte durch Absprachen mit Gericht und Staatsanwaltschaft auf eine mildere Strafe hoffen können, wenn sie ein Geständnis ablegen oder auf die Durchführung einer umfassenden Hauptverhandlung verzichten.
Der Band beinhaltet die sechs besten Beiträge eines studentischen Aufsatzwettbewerbs, den die Stiftung im Jahr 2014 ausgelobt hat. Die prämierten Texte stammen von Barbara Reid, Christina Haul (geb. Schlepp), Martin Göttgen, Rebekka Schütz, Stephan Klenner und Tobias Wickel. Sie setzen sich mit der gesetzlichen Grundlage der Verständigung nach § 257c der Strafprozessordnung auseinander und analysieren deren Auswirkungen auf die gerichtliche Unabhängigkeit, die Rechte der Verteidigung sowie die Gleichbehandlung der Beschuldigten. Dabei wird deutlich, dass Verständigungen zwar der Verfahrensbeschleunigung dienen können, gleichzeitig aber grundlegende Prinzipien des Strafverfahrensrechts auf die Probe stellen – insbesondere den Anspruch auf ein faires Verfahren, die Wahrheitsermittlungspflicht des Gerichts und das Öffentlichkeitsprinzip.
Alle Beiträge wurden von der renommierten Kriminologin Prof. Dr. Britta Bannenberg wissenschaftlich begutachtet. Die Autorinnen und Autoren zeigen, dass das Thema nicht nur juristisch, sondern auch gesellschaftlich von hoher Relevanz ist: Immer wieder wird in der Öffentlichkeit die Frage laut, ob sich vermögende Beschuldigte im Wege einer Verfahrensabsprache gewissermaßen von einer Strafe freikaufen können, während andere die volle Härte des Verfahrens zu tragen haben. Damit berührt das Thema grundlegende Fragen von Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und öffentlichem Vertrauen in die Justiz.
Das Buch richtet sich an Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Praktikerinnen und Praktiker der Rechtswissenschaften, insbesondere im Bereich des Straf- und Strafprozessrechts. Es bietet fundierte Argumentationen, weiterführende Literaturhinweise und eine differenzierte Auseinandersetzung mit einem der meistdiskutierten Instrumente der modernen Strafrechtspflege. Gleichzeitig eröffnet es durch die studentische Perspektive neue Denkansätze und trägt zur kritischen Reflexion über die Grenzen und Möglichkeiten einer effizienten, aber rechtsstaatlich einwandfreien Verfahrensgestaltung bei.