Beschreibung
Was geschieht in Theaterproben – jenseits der öffentlichen Aufführung und außerhalb des dokumentierten Endprodukts? Diese Studie widmet sich dem bislang nur in Ansätzen erforschten Bereich der Probenarbeit im Musiktheater und fokussiert insbesondere die Entstehung einer Opernfigur im szenischen Prozess.
Ausgangspunkt ist die Inszenierung von Giacomo Puccinis La bohème am Experimentiertheater der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Jahr 2022, bei der der Autor selbst Regie führte. Die exemplarische Analyse dieses Probenprozesses verbindet theaterwissenschaftliche Fragestellungen mit praktischer Regieerfahrung und reflektiert auf Grundlage teilnehmender Beobachtung bei Zusammenarbeiten mit Regiegrößen wie Peter Konwitschny und Dietrich Hilsdorf, theoretischer Literatur sowie erfahrungsbasierter Quellen die dynamische Zusammenarbeit von Regisseur und Sänger in der Figurenentwicklung. Die Theaterprobe wird dabei als eigenständiger künstlerischer und erkenntnisgenerierender Raum untersucht – als Ort ästhetischer Aushandlung, performativer Forschung und kollektiver Bedeutungsproduktion. Methodisch verortet sich die Arbeit im Schnittfeld von Theaterwissenschaft, künstlerischer Forschung und Probenanalyse und leistet einen Beitrag zur theoretischen Fundierung und empirischen Erweiterung der sogenannten Probenforschung.
Im Zentrum steht die Frage, wie eine Figur im Spannungsfeld von Regiekonzept, szenischer Erprobung und individueller Aneignung entsteht – ein Prozess, der weit über die technische Einstudierung hinausweist und zentrale Einsichten in die ästhetischen und sozialen Bedingungen szenischen Arbeitens ermöglicht.