Mit dem zwölften Band der Schriftenreihe der Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft liegt eine fundierte Auseinandersetzung mit einem Thema vor, das gegenwärtig in Wissenschaft und Praxis gleichermaßen hohe Aufmerksamkeit erfährt: der zunehmenden Digitalisierung juristischer Dienstleistungen. Unter dem Titel „LegalTech – Fluch oder Segen für die Anwaltschaft?“ versammelt der Band die prämierten Beiträge eines studentischen Aufsatzwettbewerbs, der sich mit der Frage befasst, welche Auswirkungen automatisierte Verfahren auf das Berufsbild der Rechtsanwältin und des Rechtsanwalts haben. Herausgegeben wurde der Band von Dr. Mark C. Hilgard.
Im Zentrum der Beiträge steht die Frage, ob technische Systeme zur rechtlichen Unterstützung und automatisierten Fallbearbeitung eher als Hilfsmittel der anwaltlichen Tätigkeit einzuordnen sind oder ob sie eine grundsätzliche Veränderung der Berufsrolle mit sich bringen. Die Autorinnen und Autoren untersuchen dazu verschiedene Aspekte der Digitalisierung, unter anderem die Möglichkeiten der automatisierten Vertragserstellung, der Nutzung juristischer Datenbanken in der Fallbearbeitung, der Entwicklung sogenannter „intelligenter“ Systeme zur Rechtsberatung sowie die rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen für den Einsatz solcher Technologien.
Die Texte zeichnen sich durch eine differenzierte und zugleich praxisnahe Herangehensweise aus. Sie beleuchten nicht nur die Chancen technischer Hilfsmittel zur Effizienzsteigerung und Entlastung in der anwaltlichen Praxis, sondern thematisieren auch die Risiken, etwa im Hinblick auf Haftungsfragen, Datenschutz, anwaltliche Verschwiegenheit oder die Wahrung des fairen Verfahrens. Einige Beiträge befassen sich zudem mit der Frage, inwieweit bestehende gesetzliche Regelungen – etwa im Rechtsdienstleistungsgesetz – mit den Entwicklungen Schritt halten können oder ob es neuer rechtlicher Anpassungen bedarf.
Der Band umfasst fünf Beiträge von Nachwuchsjuristinnen und -juristen, die aus zahlreichen Einsendungen ausgewählt wurden. Zu den prämierten Autorinnen und Autoren zählen Clemens Hunfeld, Paul Bruno Hartwig, Lukas Quack, Marvin Ruth und Constantin Luft. Die Auswahl der Beiträge erfolgte unter Mitwirkung einer Fachjury. Besonders hervorzuheben ist, dass die Beiträge nicht nur juristisch präzise arbeiten, sondern auch gesellschaftliche und berufsethische Dimensionen des Themas in die Analyse einbeziehen.
Der Sammelband richtet sich sowohl an Juristinnen und Juristen in der Praxis als auch an Forschende im Bereich des öffentlichen Rechts, der Rechtssoziologie sowie der rechtswissenschaftlichen Technologieforschung. Auch für Studierende, die sich mit dem Wandel des Berufsverständnisses im digitalen Zeitalter beschäftigen, bietet das Buch eine wertvolle Grundlage. Es liefert Denkanstöße für die juristische Ausbildung ebenso wie für den innerberuflichen Diskurs über die zukünftige Rolle der Anwaltschaft.
Mit der Veröffentlichung von Band 12 ihrer Schriftenreihe knüpft die Stiftung der Hessischen Rechtsanwaltschaft an ihr Anliegen an, durch die Förderung des juristischen Nachwuchses und die Unterstützung fundierter wissenschaftlicher Beiträge zur Weiterentwicklung des Rechtswesens beizutragen. Der vorliegende Band verdeutlicht, dass die Auseinandersetzung mit neuen Technologien im juristischen Bereich nicht nur erforderlich, sondern auch bereichernd ist – vorausgesetzt, sie erfolgt mit der notwendigen Sachlichkeit und fachlichen Tiefe.